Titelbild Fachverband Traumapädagogik

Fachtag Herausfordernde Schüler_innen Traumasensible Hilfe im Schulalltag 20.04.2024

 

Alle wichtigen Infos zu unserem Fachtag finden sie hier.

Gastschriftleitung für die Schwerpunktausgabe "Traumapädagogik" der Unsere Jugend

Für die Doppelausgabe 7/8-2023 der bekannten Fachzeitschrift „unsere jugend“ aus dem Reinhardt-Verlag haben wir
die Gastschriftleitung übernommen. Entstanden ist ein umfangreiches „Themenheft Traumapädagogik“, welches einen aktuellen Überblick über aktuelle traumapädagogische Entwicklungen gibt und gleichzeitig auch Neueinsteiger:innen
einen guten Einblick in die Fachrichtung ermöglicht.

Im umfassenden ersten Teil werden die Grundlagen der Fachrichtung sowie ihre aktuellen Weiterentwicklungen dargestellt (mit Beiträgen von u.a. Bausum, Weiß, Kühn, Gahleitner). Der zweite Teil des Heftes ist aktuellen Perspektiven in der Traumapädagogik gewidmet (mit Beiträgen von u.a. van Mil, Basedow). Im abschließenden dritten Teil geben erfahrene traumapädagogische Fachmenschen Einblick in ihre Praxis (mit Beiträgen von u.a. Sauerer, Schirmer, Kessler).

Wir freuen uns, mit diesem Heft einen Überblick über den aktuellen traumapädagogischen Diskurs geben zu können und
damit auch einen Beitrag für die Fort- und Weiterbildung zu leisten. Nähere Infos zum Heft gibt es hier:
https://reinhardt-journals.de/index.php/uj/issue/view/1832

Das Heft kann zudem direkt beim Reinhardt-Verlag bestellt werden:
https://www.reinhardt-verlag.de/.../unsere.../einzelhefte/

 

Update vom 17.11.23: Das uj-Themenheft 7+8/2023 "Traumapädagogik - Aktuelle Perspektiven" ist sehr gefragt, was uns wiederum sehr freut. Bereits seit einigen Wochen ist es beim reinhardt-Verlag ausverkauft. Umso schöner, dass wir noch einige Exemplare auf Lager haben, die wir Ihnen und euch mit Zustimmung des Verlags zu den offiziellen Preisen anbieten dürfen (aktuell für 16€ / ab 01.01.2024 für 17€ + Porto). Einfach eine Mail (mit Rechnungsadresse) schicken an: verwaltung@fachverband-traumapaedagogik.org.

 

Nachruf: Dr. Célia Steinlin-Danielsson 20.10.1980 - 12.5.2023

 

Unsere liebe Kollegin Célia aus dem Vorstand des Schweizer Fachverbands ist am 12. Mai viel zu früh verstorben. Wir sind in Gedanken bei ihrer Familie, ihren Freund:innen und Kolleg:innen und veröffentlichen an dieser Stelle sehr gerne einen Nachruf von Marc Schmid sowie einen weiteren aus dem Vorstand des Schweizer Fachverbands.

Nachruf Marc Schmid herunterladen
Nachruf chtp herunterladen

Projektarbeiten gesucht

In 60 Instituten wurden inzwischen mehrere tausend Traumapädagog:innen nach dem Curriculum des FVTP und der DeGPT weitergebildet. Alle Absolvent:innen haben zum Abschluss ihrer Weiterbildung ein Praxisprojekt entwickelt. Leider erhalten die oftmals innovativen und kreativen Arbeiten über die jeweiligen Institute und Arbeitsstellen hinaus in der Regel wenig Aufmerksamkeit, viel Potential für die Weiterentwicklung traumapädagogischer Praxis geht so verloren. Dies wollen wir ändern:

Im Rahmen unserer Jahrestagung möchten wir besonders eindrückliche Abschlussprojekte aus der von FVTP und DeGPT zertifizierten Weiterbildung präsentieren. Hierzu soll es während der beiden Tage eine Ausstellung geben, in welcher die einzelnen Projekte jw. in DIN A4 – Größe dargestellt werden. Hier die wichtigen Eckpunkte:

  • Alle Absolvent:innen können sich eigeninitiativ melden. Wir bitten gleichzeitig hiermit auch die Vertreter:innen der Weiterbildungsinstitute, ehemalige Teilnehmende zu einer Einreichung zu motivieren, die in den letzten Jahren besonders gelungene Projekte entwickelt haben.
  • Absolvent:innen der traumapädagogischen Weiterbildung können ab sofort ihre Projektbeschreibung kompakt auf max. zwei DIN A4 Seiten per Mail an info@fachverband-traumapaedagogik.org schicken. Bitte verwenden Sie minimal Schriftgröße 12. Mehrseitige Darstellungen darüber hinaus können nicht angenommen werden.
  • Bei der Darstellung sind Sie gestalterisch frei, wichtig ist es die Zielgruppe zu beschreiben; die mit dem Projekt verknüpften Ziele aufzuzeigen; eine Kurzbeschreibung über den Ablauf und, wenn Sie mögen, die Aussicht, d.h. läuft das Projekt weiter/dauerhaft/wird es wiederholt….
  • Schreiben Sie bitte unten auf Ihr Papier Ihren Namen und in welchem Jahr und an welchem Institut Sie Ihren Abschluss gemacht haben. Wenn Sie mögen, fügen Sie zudem eine E-Mail-Adresse hinzu. So können Interessierte Kontakt mit Ihnen aufnehmen und sich bei Bedarf weitergehend mit Ihnen austauschen oder Rückfragen stellen.
  • Wir werden unsererseits an Ihrer Darstellung nichts verändern, sie also auch nicht lektorieren. Achten Sie daher bitte selbst auf ein korrektes und ansprechendes Erscheinungsbild.
  • Für die Teilnahme an der Ausstellung ist es nicht notwendig, auf der Tagung selbst vor Ort zu sein. Das Ausdrucken und Aufhängen der einzelnen Darstellungen vor Ort übernimmt der Fachverband.
  • Um Sicherheit über die Qualifizierung aller Teilnehmenden im Rahmen der FVTP-zertifizierten Weiterbildung zu erhalten, reichen Sie bitte auch eine Kopie Ihrer Urkunde über die bestandene Weiterbildung mit ein. Diese dient uns selbstverständlich nur zur genannten Überprüfung und wird danach umgehend gelöscht.
  • Bitte schreiben Sie uns auch, ob Sie einer weitergehenden Veröffentlichung (z.B. über die Homepage des FVTP oder einer gedruckten Publikation) zustimmen.

 

Versachlichungspapier "Organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt"

Um in der aktuellen Diskussion um "Organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt" zur Versachlichung und damit vor allem zur Stabilisierung der Versorgungsstrukturen für Betroffene beizutragen, veröffentlichen wir gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung, -vernachlässigung und sexualisierter Gewalt e.V. (DfPI) folgenden Text:

 

Wissenswertes zum Thema „Organisierte sexualisierte und Rituelle Gewalt“
Plädoyer für eine fundierte Auseinandersetzung zu Organisierter sexualisierter und Ritueller Gewalt - jenseits von Polarisierungen

 

Hintergrund:

Es ist noch nicht einmal zwei Jahrzehnte her, dass Betroffene von sexualisierter Gewalt im familiären Kontext mit der massiven Infragestellung ihrer Glaubwürdigkeit zu kämpfen hatten. Über lange Zeit hinweg gab es kontroverse Diskussionen mit dem Tenor ‚Missbrauch mit dem Missbrauch‘.  Seitdem hat sich Vieles verändert: Es sind Formen von sexualisierter Gewalt, auch strafrechtlich, erfasst worden, die zur damaligen Zeit als unvorstellbar galten, z.B. in Institutionen der katholischen oder evangelischen Kirchen, im Bereich der digitalen Medien und der organisierten sexualisierten Ausbeutung von Kindern. Dabei wird immer wieder deutlich, dass es besonders im Bereich sexualisierte Gewalt und organisierte Ausbeutung immer noch an Wissen fehlt und Klärungsbedarf besteht. Darauf weisen Fachpersonen, Betroffene und unterschiedliche Kritiker:innen stetig hin.  Die bestehenden Wissens- und Forschungsdefizite sind schrittweise und sorgsam zu klären, statt sie mit vorschnellen Überzeugungen oder Verschwörungsmythen zu füllen.  Vielmehr ist eine konstruktive, transparente, sachliche und interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den bestehenden Wissenslücken erforderlich. Eine polarisierte Debatte, pauschalisierte Diskreditierungen von Fachpersonen und öffentliche Angriffe sind für eine sachliche Aufklärung der aktuellen Fragestellungen nicht hilfreich.

 

Berichte von Betroffenen und Fachpersonen:

Bisher haben sich 259 Betroffene (Stand Ende 2022) zu Organisierter sexualisierter und Ritueller Gewalt an die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (mit dem Anliegen einer vertraulichen Anhörung ihrer persönlichen Geschichte oder einem schriftlichen Bericht) gewandt, das entspricht einem Anteil von ca. 14 % aller Berichte. Davon berichteten 102 Betroffene von ritueller Gewalt.

Im Rahmen von Antragstellungen beim Fonds Sexueller Missbrauch, angesiedelt beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, z.B. für die Weiterfinanzierung von Psychotherapien und andere Leistungen, haben 1.123 Antragsteller:innen angegeben, dass sie sexualisierte Gewalt in organisierten/ rituellen Kontexten erlebt haben (Stand Ende 2022); das entspricht einem Anteil von ca. 5 % aller Anträge. Auch psychosoziale Fachpersonen, die beruflich Betroffene begleiten, fordern seit langem mehr Unterstützung. Eine erste Studie gibt an, dass 5 % der niedergelassenen Psychotherapeut:innen bereits Kontakt zu Betroffenen hatten (Kownatzki et al. 2011). Diese zahlreichen Meldungen können nicht ignoriert werden. Sie fordern eine differenzierte Betrachtung hinsichtlich der konkreten Gewaltformen, sorgfältige Aufklärung und angemessene Hilfe. Das Hilfe-Telefon berta (Beratung von organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt) führte im Jahr 2022 über 1600 Beratungsgespräche[1].

 

Hilfestellung für alle Betroffenengruppen:

Ein Großteil der Betroffenen, die Erfahrungen von Organisierter sexualisierter und Ritueller Gewalt berichten, leiden unter schweren Traumafolgen, besonders häufig der Dissoziativen Identitätsstörung (DIS), früher als Multiple Persönlichkeit benannt. Die Diagnose der DIS ist erst seit 2022 von der WHO umfassend anerkannt - für eine qualifizierte Diagnosestellung sind aktuell noch zu wenige Fachpersonen ausgebildet. Dies hat zur Folge, dass Betroffene mit DIS im Gesundheitssystem oft nicht als solche erkannt werden (falsch negative Diagnosen) und andere Diagnosen erhalten. Sie werden meist erst nach Jahren richtig diagnostiziert und angemessen störungsspezifisch behandelt. Dies ist nicht nur ein ernstzunehmendes versorgungsrelevantes Problem, sondern auch ein ethisches.

Zudem gibt es sicherlich vereinzelt falsch-positive Diagnosen bei Menschen, die fälschlicherweise annehmen von Organisierter sexualisierter und Ritueller Gewalt betroffen zu sein. Dies kann aufgrund von Fehl-Diagnosen und Behandlungsfehlern durch Fachpersonen erfolgen. Aber auch andere psychische Erkrankungen können eine Überidentifikation mit Berichten in Medien und Selbsthilfeforen bedingen und/oder zu Fehlinterpretationen der eigenen Symptomatik führen. Von der Gruppe an „falsch positiven Betroffenen“ sind bisher nur wenige Fälle bekannt. Gleichwohl sind beide erwähnten Gruppen an Betroffenen als solche anzuerkennen und benötigen angemessene fachliche Unterstützung.

 

Psychische Symptome:

Die psychische Symptomatik bei Betroffenen Organisierter sexualisierter und Ritueller Gewalt unterscheidet sich teilweise von den Symptomen, die bei anderen gewaltbetroffenen Menschen zu beobachten sind: -Betroffene dieser Gewaltformen beschreiben (oder präsentieren in der Therapie) Phasen von hoch aversiven Zuständen, in denen sie sich massiv beeinflusst fühlen, bestimmten Impulsen gegen ihren Willen zu folgen. Neben diesen Zuständen, so berichten sie, können sie im Alltag weitgehend unauffällig „funktionieren“. Begriffe wie u. a. „Programmierungen und Deprogrammierungen“ sind Versuche diese Symptome zu beschreiben. Diese Bezeichnungen sind jedoch unklar definiert und vermitteln ein Bild von generell „fremdgesteuerten Menschen“, das fachlich fragwürdig scheint. Betroffene von Organisierter sexualisierter und Ritueller Gewalt schildern zudem auch, dass psychische Phänomene wie dissoziative Aufspaltungen von Täter:innen durch massive Gewaltanwendung absichtlich evoziert und genutzt werden können. Über psychische Symptome und Berichte von Betroffenen und Fachpersonen hinausgehende Belege dafür, dass Täter:innen in der Lage sind, solche Aufspaltungen bewusst herbeizuführen, gibt es noch nicht. Auch eine systematische Erfassung von damit verbundenen Betroffenenberichten und möglichen Täterstrategien steht derzeit noch aus.

 

Verschwörungsmythen Einhalt gebieten:

Es gibt Menschen, die Organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt unter einem einheitlichen Themenkomplex als Verschwörungsmythos und nicht existent deklarieren. Hierbei halten sich vor allem zwei Variationen:

  1. Zum einen wird argumentiert, Organisierte sexualisierte und Rituelle Gewalt sei Teil eines Verschwörungsnarrativs, wobei es hier vor allem um „satanistische Gewalt“ geht, die um rechtsextreme und antisemitische Dogmen ergänzt wird. Damit verbunden seien Mythen über «weltumspannende Netzwerke» und Parallelgesellschaften, welche die versteckte Macht über Politik, Wirtschaft und andere Bereiche der Gesellschaft hätten.                   
  2. Organisierte sexualisierte und Rituelle Gewalt sei ein Mythos in Folge einer Verschwörung von Traumatherapeut:innen, die an die Existenz dieser Gewaltform „glauben“ und daher ein starkes Interesse hegen Betroffenen in Behandlungen diesen Gewalthintergrund und die Symptomatik der DIS „einzureden“.

Wir distanzieren uns ausdrücklich von beiden Verschwörungsmythen. Sie verhindern eine sachliche Annäherung an die Problematik. Ein suggestives Vorgehen in Behandlungen entspricht nicht den Behandlungsleitlinien und den wissenschafts- und evidenzbasierten Empfehlungen der Traumafachgesellschaft (https://www.degpt.de/qa-psychotraumatologie.html). Behandlungsfehler im Zusammenhang mit DIS und Organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt sind im Sinne einer konstruktiven Fehlerkultur wie üblich fachlich zu klären. Traumatherapeut:innen, die eine Existenz dieser Gewaltformen  annehmen, per se als Anhänger:innen einer Verschwörung zu diskreditieren erscheint hierbei ebenso wenig hilfreich wie Behandlungsfehler in diesem Sinne zu mystifizieren. Vielmehr erscheinen Schulungen sinnvoll, um Fachpersonen bei einem Verdacht auf Organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt und im Umgang mit derzeit noch bestehenden Wissensdefiziten zu schulen.

 

Aufklärung zu Ideologien:

Ein Teil der Betroffenen mit Erfahrungen von Organisierter sexualisierter und ritueller Gewalt schildert die Verwendung von Symbolen und Überzeugungen, die Ideologien zuzuordnen sind. So liegen z. B. auch Fälle mit faschistischem Hintergrund vor. Die Ausnutzung von Weltanschauungen und Symbolen zur Rechtfertigung von sexualisierter Gewalt und Kontrolle von Betroffenen wurde bereits im Rahmen der christlichen Kirchen öffentlich und hat nichts mit Verschwörung zu tun. Hier ist weitere Wissensgenerierung in Form von Forschung sowie sorgfältige, auch polizeiliche Klärung und Ermittlung der Zusammenhänge erforderlich.

 

Qualifizierung von Fachpersonen:

Organisierte sexualisierte und rituelle Gewalt und ihre möglichen Folgen und Merkmale sind bisher unzureichend erforscht und selten Bestandteil von Weiterbildungen. Die genannten Gewaltformen wurden aufgrund von mangelnder Anerkennung über Jahrzehnte fachlich ausgegrenzt. Die mangelnde fachliche Integration der genannten Themen in psychosoziale, psychotraumatologische, aber auch strafrechtliche Kontexte erschweren die angemessene Behandlung von Betroffenen und können trotz redlicher Bemühungen und aufgrund der Schwere der Symptomatik bei den Betroffenen Behandlungsfehler bedingen. Behandler:innen arbeiten zudem oft fachlich isoliert, mit defizitärer Supervision und wenig fachlicher Anbindung. Diese Mängel sind seit vielen Jahren bekannt. Es sind systematische und fachlich fundierte Schulungen erforderlich, um hier Abhilfe zu schaffen. Einzelne Fachpersonen oder Institutionen anzugreifen, die sich trotz allen diesen Hindernissen mit Organisierter sexualisierter und Ritueller Gewalt   befassen, scheint für die fachliche Auseinandersetzung und erforderliche Weiterentwicklung wenig förderlich.

 

Weitere Forschungsbedarfe:

Es ist auch Aufgabe von Wissenschaft, empirisch noch nicht ausreichend belegte Phänomene weiter zu erforschen und zu klären.  Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs hat bereits 2017 ein Forschungsprojekt an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf (UKE) gefördert und sich dem Thema Organisierte sexualisierte und Rituelle Gewalt angenommen. Damit verbundene Berichte von Betroffenen, Zeitzeug:innen und Fachpersonen wurden systematisch erfasst, ausgewertet und mitteilbar gemacht. Nach diesen sehr grundlegenden ersten Auswertungen sind nun die nächsten Schritte erforderlich. Es besteht der Bedarf, das Wissen zu den Gewaltkontexten, psychischen Symptomen und der Diagnostik, aber auch zu möglichen Fehlannahmen, falschen Diagnosen und Behandlungen weiter zu erheben und zu differenzieren. Nicht zuletzt, um fachliche Leitlinien und Weiterbildungen zu entwickeln, die Orientierung in den meist komplexen Herausforderungen in der Behandlung Betroffener geben.

 

Einbezug von Kritik:

Bereits in den 90-er Jahren wurde in den USA das Thema Organisierte sexualisierte und Rituelle Gewalt vor allem über den Kontext Satanismus (bezeichnet als „satanic panic“) skandalisiert, so dass eine sachliche Auseinandersetzung kaum möglich war. Die damals beginnende Forschung zu Organisierter sexualisierter und Ritueller Gewalt hatte parallel dazu einen massiven Einbruch zu verzeichnen. Die Auseinandersetzung dazu ist bis heute von einem Klima an Angst, Verrat, Verleumdung, Macht und Ohnmacht geprägt. Eine fundierte inhaltliche Auseinandersetzung und Weiterentwicklung ist aufgrund dieser Dynamiken bisher nur begrenzt erfolgt. Im Laufe des letzten Jahres hat sich auch in der Schweiz eine zunächst medial geprägte Auseinandersetzung um Organisierte sexualisierte und Rituelle Gewalt entwickelt, die unter dem Vorwurf, diese Gewaltformen seien Inhalt einer „Verschwörung“, die Versorgung von Hilfesuchenden schwer beschädigt hat. Wir wenden uns ausdrücklich gegen eine erneute inhaltliche Skandalisierung und Mystifizierung von Organisierter sexualisierter und Ritueller Gewalt und fordern sachliche Diskurse sowie einen umfassenden Einbezug der vorgebrachten Kritik.

 

Vertiefende Information finden Sie unter:

 

Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) (2022). Psychotraumatologie: Häufig gestellte Fragen. Evidenzbasierte Antworten auf die wichtigsten Fragen. Annex 1: Organisierte und rituelle Gewalt. Koblenz: DeGPT. Verfügbar unter: https://www.degpt.de/DeGPT-Dateien/QA%20Psychotraumatologie_annex1.pdf [29.01.2023].

Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) (2022). Psychotraumatologie: Häufig gestellte Fragen. Evidenzbasierte Antworten auf die wichtigsten Fragen. Annex 2: Dissoziative Identitätsstörung. Koblenz: DeGPT. Verfügbar unter: https://www.degpt.de/DeGPT-Dateien/QA%20Psychotraumatologie_annex2.pdf [29.01.2023].

 

 Hier das Versachlichungspapier als PDF herunterladen

 

  1. April 2023

 

Fachverband Traumapädagogik e.V.: www.fvtp.org

 

Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung,

-vernachlässigung und sexualisierter Gewalt e.V.: www..de

 

[1] Das Hilfe-Telefon berta richtet sich sowohl an Betroffene, als auch an Angehörige, Helfende und Fachkräfte. Das Hilfe-Telefon ist ein Angebot von N.I.N.A. e.V. – gefördert von der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs.

 

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Fachverband Traumapädagogik e. V.

 

Es ist und war in der Geschichte der Menschheit unumstritten, dass körperliche Verletzungen oft zu bleibenden Schäden führen. Die Frage nach den bleibenden Folgen seelischer Verletzungen, z.B. bedingt durch körperliche und sexuelle Gewalt, Vernachlässigung und Hunger u.a. stellen sich moderne Gesellschaften erst seit kurzer Zeit. Bald wurde jedoch deutlich, dass herkömmliche und bewährte Methoden sich häufig als zu wenig wirksam erwiesen – diese Erfahrungen setzten ein breites Forschungsinteresse im medizinisch-therapeutischen und später auch im pädagogischen Rahmen in Gang.
 
Kinder und Jugendliche, erst recht mit seelischen, geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen, wurden in dieser Diskussion zumeist übersehen: Zu sicher war sich auch die wissenschaftliche Gesellschaft, dass sich vergangene Ereignisse gleichsam "auswachsen". Gefühle, Erinnerungen – auch Schmerzen im gleichmachenden und schmerzabschaltenden Dunkel der Vergangenheit verschwinden: Übrig sollten helle Kindheitsbilder bleiben – zumindest in dieser Lesart. Eine Haltung, ein Vorgehen welches, wie wir heute wissen, schwere seelische Folgen für die Betroffenen hatte und bis heute hat. Kinder, Jugendliche und Erwachsene brauchen nach traumatisierenden Ereignissen und Lebenserfahrungen häufig Begleitung im Alltag: Ein Wissen und eine Haltung, die vielen PädagogInnen und TherapeutInnen derzeit häufig noch fehlt.

Der Fachverband Traumapädagogik hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Wissen zu verbreitern und die Diskussionen und Fortbildungen in traumabezogener Pädagogik in die verschiedenen pädagogischen Arbeitsfelder zu tragen. Darüber hinaus ist sie Forum für entsprechende fachliche Diskussionen und Stichwortgeber zur Initiierung notwendiger Veränderungsprozesse, sowie Streiter in allen gesellschaftlichen Feldern, in denen die Belange betroffener, vor allem junger Menschen berührt sind.

Neuigkeiten

Rabatt für Mitglieder des FVTP für die Fachzeitschrift "Trauma & Gewalt"

Februar 2022

Die Fachzeitschrift "Trauma & Gewalt" ist die führende Zeitschrift für Psychotraumatologie im deutschsprachigen Raum und verbindet die klinische Sicht mit gesellschaftlichen und auch pädagogischen Perspektiven. Seit 2022 ist die "Trauma & Gewalt" das Organ des FVTP, damit sind wir in jeder Ausgabe mit aktuellen Nachrichten vertreten.

Unsere Mitglieder erhalten 20 % Rabatt auf die Fachzeitschrift in der gedruckten bzw. digitalen Version des nicht ermäßigten Abos (unterschiedliche Rabatte sind nicht kombinierbar).

→ Alle Informationen

 

Brief zur Unwetter-Katastrophe

Juli 2021

Liebe Mitglieder des Fachverband Traumapädagogik e.V.,
die Unwetter-Katastrophe und deren schwer fassbare Folgen für die Menschen in den betroffenen Gebieten erfüllen uns mit Schrecken und Sorge. Wir sind in Gedanken bei den Betroffenen, insbesondere bei unseren Freundinnen und Freunden sowie den jungen Menschen, den Kolleginnen und Kollegen in den Einrichtungen und Instituten des Fachverbands.

In den Gesprächen im Vorstand und mit einigen Mitgliedern des Fachverbands wird uns erneut vor Augen geführt, wie bedeutsam es ist, der Sprachlosigkeit angesichts einer solchen Katastrophe etwas entgegenzusetzen. Dies betrifft neben den Menschen, die unmittelbar betroffen sind, auch diejenigen, die in ihrem persönlichen Umfeld oder über die Medien Zeug*innen des Unheils geworden sind und dies jeden weiteren Tag werden. Wir wissen heute noch nicht, was diese Zeugenschaft für die jungen Menschen bedeutet.

Wir wünschen uns allen viel Kraft dafür, im Kontakt miteinander und mit den jungen Menschen die wichtigen Räume zu schaffen und gemeinsam Sprache für das Unaussprechliche zu finden. Wir freuen uns über Rückmeldungen und Anregungen.

Es grüßt euch von Herzen, der Vorstand des Fachverband Traumapädagogik e.V.

 

 

Positionspapier „Traumapädagogische Perspektiven auf Gewalt und Gewaltschutz“

April 2021

Gewalt und damit verbunden die Frage nach einem wirksamen Gewaltschutz müssen vor dem Hintergrund zahlreicher gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen verstärkt zum Gegenstand öffentlicher und privater Diskussionen werden.

Der Fachverband Traumapädagogik e.V. will in diesen Auseinandersetzungen Position beziehen und dabei zuvorderst für das Sichtbarmachen und damit die Anerkennung unterschiedlicher Formen von Gewalterfahrungen eintreten. In diesem Sinne veröffentlichen wir hiermit das Positionspapier Traumapädagogische Perspektiven auf Gewalt und Gewaltschutz

→ zum Positionspapier „Traumapädagogische Perspektiven auf Gewalt und Gewaltschutz“

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und hoffen auf Ihr Interesse. Für Rückmeldungen sind wir selbstverständlich offen und freuen uns auf den Diskurs.
 
Es grüßen freundlich
Die Projektgruppe "Gewaltschutz" und der Vorstand des Fachverband Traumapädagogik e.V.

 

 

Studie über Einstellungen zu Körperstrafen und elterlichem Erziehungsverhalten

„Gewalt gegen Kinder, ganz gleich in welcher Form, hinterlässt bei Kindern Spuren und untergräbt ihre Würde. [...] Gerade psychische Gewalt bleibt häufig im Verborgenen. Wir müssen das gesellschaftliche Schweigen endlich brechen."

(C. Schneider, UNICEF).


Zusammen mit UNICEF und dem Deutschen Kinderschutzbund hat eine Forschungsgruppe um Jörg Fegert von der Uniklinik Ulm vor wenigen Tagen eine repräsentative "Studie zu Einstellungen zu Körperstrafen und elterlichem Erziehungsverhalten in Deutschland" vorgestellt.  Die Studie zeigt erneut, wie wichtig es ist, Gewalt gegen Kinder in den Fokus der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit zu rücken.  "Denn noch immer verharmlosen zu viele Menschen körperliche Übergriffe wie Ohrfeigen. Auch psychische Gewalt, die häufigste Form der Misshandlung, wird viel zu häufig tabuisiert. Unsere Gesellschaft muss akzeptieren, dass Gewalt viele Gesichter hat und Kindern immer schadet.“, (J. Fegert, Uniklinik Ulm).
Der Fachverband Traumapädagogik begrüßt die Studie sowie die damit einhergehende eindrückliche Kampagne von UNICEF und schließt sich der Forderung nach  einer breiten gesellschaftlichen und politischen Debatte sowie Sensibilisierung für das Phänomen Gewalt an.Aktuell erarbeitet eine Projektgruppe des Verbands eine Gewaltschutzagenda, um die Position des Fachverbands Traumapädagogik zum Thema Gewalt deutlich und sichtbar in den Diskurs einzubringen. Mit einer Veröffentlichung der Agenda kann Mitte 2021 gerechnet werden.
 
Links zur Studie:

 

 

 

PUBLIKATIONEN

Literatur: Traumapaedagogisch diagnostisches Verstehen


Traumapädagogisch diagnostisches Verstehen

Ingeborg Andreae de Hair, Andrea Basedow, Hedi Gies, Katja Haller, Rita Köller, Birgit Naumann-Schneider, Anna Spelleken Scheffers, Richard Spätling, Jürgen Weihrauch

ISBN 978-3-7799-6686-9

1. Auflage 2022 | 258 Seiten

Standards und Werkbuch für Spurensuche und Fährtenlesen

Traumapädagogik ist ein zentraler Bestandteil in der Psychosozialen Versorgung von traumabelasteten Kindern und Jugendlichen. Erkenntnisse unterschiedlichster Professionen, etwa aus Psychotraumatologie, Neurobiologie und Bindungsforschung, halten längst Einzug in einen betreuenden und beratenden traumpädagogischen Arbeitsalltag. Wichtiger Teil einer gelingenden, psychosozialen Arbeit mit traumbetroffenen jungen Menschen ist das Verstehen. Im Werkbuch werden neben einer fachlichen Einführung detailliert zahlreiche Methoden vorgestellt, die anregen, den Verstehensprozess mit »Spaß und Freude« zu gestalten. Im Ergebnis liegt eine für Praktiker*innen fundierte Grundlagen sowie eine in der Fachpraxis erprobte Methodenauswahl vor, um innerhalb eines diagnostischen, traumasensiblen Handlungsrahmens eine partizipative Begleitungs- und Hilfeplanung erarbeiten zu können.

 

Literatur: Wilma Weiss: Philipp sucht sein ich 9. Auflage


Philipp sucht sein Ich — zum pädagogischen Umgang mit Traumata in den Erziehungshilfen / 9. Auflage

Wilma Weiß

ISBN 978-3-7799-6252-6

9. Auflage 2021 | 348 Seiten

Nicole schnippelt, Jana kotet ein, Philipp missbraucht kleinere Jungen. In den Einrichtungen der Jugendhilfe und in Bildungseinrichtungen leben nicht wenige dieser Mädchen und Jungen. Sie brauchen Menschen an ihrer Seite, die solche Verhaltensweisen als mögliche Folgen traumatischer Lebenserfahrungen bewerten können und ihnen helfen, jene Erfahrungen und das daraus resultierende Verhalten zu verstehen und zu korrigieren. Ergänzend stellt die Autorin die Fachrichtung Traumapädagogik vor und diskutiert das schwierige Verhältnis von Pädagogik und Therapie aus der Sicht einer Pädagogin.

Die 9., komplett überarbeitete Auflage wird vor allem bereichert durch eine um die Bedeutung des gemeinsamen Verstehens und die Anerkennung des Schmerzes weiterentwickelte Pädagogik der Selbstbemächtigung — »Traumapädagogik reloaded«.

Näheres zu diesem Buch sowie weitere Publikationen und Empfehlungen des Fachverbands Traumapädagogik finden Sie hier.

 

 

Herausgegeben von Wilma Weiß / Anja Sauerer


»Hey, ich bin normal!« — Herausfordernde Lebensumstände im Jugendalter bewältigen. Perspektiven von Expertinnen und Profis

 

Wilma Weiß | Anja Sauerer

ISBN 978-3-7799-3168-3

1. Auflage 2018 | 196 Seiten

 

Erstmalig schreiben Mädchen und junge Frauen, die herausfordernde Lebensumstände gemeistert haben, mit Profis ein Buch zum Traumaverstehen
und darüber, was hilft, zurechtzukommen. Es macht Jugendlichen Mut und hilft pädagogischen Fachleuten.

»Hey, ich bin normal!« ist der Titel und gleichzeitig die Botschaft des vorliegenden Buches. Erstmalig schreiben Expertinnen für herausfordernde Lebensumstände mit Profis ein Buch für Kinder und Jugendliche und Profis
zum Traumaverstehen. Die Expertinnen sind Mädchen und junge Frauen, die herausfordernde Lebenssituationen überstanden, gemeistert haben und es noch tun. Sie wissen, um was es geht. Und sie schreiben mit Profis vor allem darüber, was hilft, zurechtzukommen. Die Autorinnen haben Teile ihrer Lebensgeschichte aufgearbeitet und sich in Workshops mit den Herausgeberinnen in die traumapädagogische Theorie eingearbeitet. All dies wird so erklärt und beschrieben, dass es Kinder- und Jugendliche verstehen, daran anknüpfen
können und vielleicht Mut gewinnen für eigene Wege. Ebenso ist es ein Buch
für Fachkräfte in den erzieherischen Hilfen, des Jugendamtes, Therapeuten, Pflegeeltern, Menschen in Bildungseinrichtungen und viele andere mehr.

 

 

Literatur:  Wilma Weiß / Tanja Kessler / Silke Birgitta Gahleitner: Handbuch Traumapädagogik

Handbuch Traumapädagogik

Herausgegeben von Wilma Weiß / Tanja Kessler / Silke Birgitta Gahleitner

ISBN 978-3-407-29471-5

1. Auflage 2016 | 478 Seiten

Das Handbuch bietet erstmals eine umfassende Darstellung der Traumapädagogik und stellt ihre Bezüge zur Pädagogik und Sozialen Arbeit dar. Auf dieser Basis führt es in die Genese, Charakteristik und praktische Umsetzung traumapädagogischer Überlegungen und Konzepte ein. Neben der Beschreibung der traumapädagogischen Handlungsfelder und Methoden erhalten Leser/innen zudem eine fundierte Einführung in praxisrelevante psychotraumatologische Inhalte.

Näheres zu diesem Buch sowie weitere Publikationen und Empfehlungen des Fachverbands Traumapädagogik finden Sie hier.

 

 

 

 

 

 

Eine Praxis- und Orientierungshilfe der BAG Traumapädagogik

Traumapädagogische Standards in der stationären Kinder- und Jugendlichenhilfe

Birgit Lang / Claudia Schirmer / Thomas Lang / Ingeborg Andreae de Hair / Thomas Wahle / Jacob Bausum / Wilma Weiß / Marc Schmid (Hrsg.)

 

Näheres zu diesem Buch sowie weitere Publikationen und Empfehlungen des Fachverbands Traumapädagogik finden Sie hier.


 

 

 

 

 

 

 

 

Herausgegeben von Jacob Bausum / Lutz-Ulrich Besser / Martin Kühn / Wilma Weiß


Traumapädagogik — Grundlagen, Arbeitsfelder und Methoden für die pädagogische Praxis / 3. Auflage

Jacob Bausum / Lutz Ulrich Besser / Martin Kühn / Wilma Weiß

ISBN 978-3-7799-2866-9

3. Auflage 2013 | 232 Seiten

 

Erstmals liegt ein Überblick über die aktuelle traumapädagogische Debatte vor. Der Band bereitet die pädagogischen und neurobiologischen Grundlagen auf und diskutiert die Bedeutung traumapädagogischer Erkenntnisse und praxiserprobter Methoden für die unterschiedlichen Arbeitsfelder.

Das Standardwerk der Traumapädagogik bietet einen Überblick über die aktuelle traumapädagogische Debatte. Der Band bereitet die pädagogischen und neurobiologischen Grundlagen auf und diskutiert die Bedeutung traumapädagogischer Erkenntnisse und praxiserprobter Methoden für die unterschiedlichen Arbeitsfelder.

 

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